Hörensagen und sagen hören

Mit der Wahrheit ist das so eine Sache. Sie ist uns wichtig, wir setzen sie uns zum hehren Ziel und scheitern doch wieder daran. Weil es DIE Wahrheit nicht gibt, nur die persönlich wahrgenommene Wahrheit. Und je lauter man die eigene Wahrgenommenheit um sich wirft, desto fruchtbarer wird der Boden auf den sie fällt. Die Saat geht auf und zieht eine schützende Hecke um uns, durch die nur noch die eigene Wahrheit dringt.

Wir malen uns das Bild von der Wirklichkeit mit unseren Lieblingsfarben. Aus Bruchstücken legen wir ein Mosaik, füllen die Lücken mit dem, was die Wahrgenommenheit uns einflüstert. Zuhören und Weitersagen führt weiter zu Hörensagen. Ich hab da was sagen gehört, das ist ja unerhört! Zack, ist sie da, die Schublade im Kopf: aufmachen, reinstecken, fertig. Das Weltbild teilt sich in gut und böse, die Namenschilder für die Schubladen werden mit wasserfester Farbe gedruckt. Es lebt sich so schön bequem innerhalb des eigenen Tellers.

Durch die hochgeschlossene Funktionsjacke dünstet die eigene Wahrgenommenheit nach allen Seiten aus, Unliebsames perlt daran ab wie Wassertropfen auf dem Lotusblütenblatt. Im strahlenden Licht des festgefahrenen Selbstbildes sonnen wir uns bis zur Unantastbarkeit, verstecken uns hinter einem Bollwerk aus selbstgezimmerten Mauern im Kopf.

Zumindest hab ich das mal sagen gehört…

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