Tag 8: Zurück zur Natur

Das war sie also, die Ars Electronica – zumindest für mich war sie das, denn heute (Montag) war noch ein kompletter Festivaltag mit allen Ausstellungen und Events und Symposien und Abendprogramm. Aber nach vier intensiven Tagen ist irgendwann auch mal genug. Außerdem steht die mehrtägige Heimreise an, dazu gleich noch ein paar Sätze.

Natürlich wär ich auf dem Rückweg gerne die noch unerkundete Strecke von Linz nach Passau geradelt. Aber die AE war anstrengend, der Schlafmangel bricht sich Bahn und Hektik ist nicht Teil der Agenda für diesen Urlaub. Außerdem war schlechtes Wetter gemeldet, wenn es sich auch nach einem erfrischenden nächtlichen und frühmorgendlichen Regenguss deutlich besser als befürchtet zeigte. Es ist tatsächlich trocken geblieben, aber wer konnte das nach den Blitz-und-Donnermeldungen schon ahnen. Wurschd, dann lieber noch einen Blitzbesuch am und im Linzer Mariendom und mittags in den Zug. Der Dom wurde erst in der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhunderts gebaut, ist aber eine gothische Kathedrale. Nach Barock und dem ganzen Gedöns war wohl „back to the roots“ die beste Entscheidung. Schon ein beeindruckender Bau und irgendwie war das steinerne Monument genau der richtige Kontrast zu den letzten elektronisch und virtuell geprägten Tagen. Eben back to the roots…

Apropos zurück zu den Wurzeln: Nach einer ereignislosen Zugfahrt bin ich wieder bei Manu gelandet, deren Gastfreundschaft nicht gänzlich ungesühnt bleiben sollte. Deswegen hab ich mir vorhin den Rasenmäher geschnappt und dem Löwenzahn die Stirn geboten. Aus einer ursprünglich egomanen Idee entspann sich alsbald ein schönes nachmittägliches Ensemble. Manu an der Heckenschere, Emmy (ihre Tochter) an Besen und Rechen und ich eben als Schubkraft hinter dem Grasterminator. Binnen weniger Stunden also von elektronischer Kunst über Sandtsteintürme bis zu handwerklicher Gartenarbeit. Irgendwie muss man ja wieder zurück ins normale Leben kommen! Wobei ich merke, dass ich die Beschäftigung zwischen Büschen und Hecken doch vermisse, nach solchen Taten keimt leise wieder der Traum vom raus-aufs-Land. Die Wege des Herrn sind unergründlich, wer weiß was die kommenden Jahre noch mit sich bringen.

Emmy hat mich übrigens etwas ins Herz geschlossen, wir sind schon an dem Punkt, an dem sie mir ihr Zimmer und ihren Lieblingsschmuck zeigt. Es geht mir fast ein wenig zu schnell, vielleicht bin ich noch nicht so weit. Aber es fällt schwer, einer jungen (6 Jahre) charmanten Frau zu widerstehen, wenn sie einem Zugang zu ihrem Herzen gewährt. Naja, ich will nicht übertreiben, es war wirklich nur der Zugang zum Zimmer. Aber immerhin haben wir den Rest des Abends miteinander verbracht, auf dem Wohnzimmerboden Cuboro und Kapla gespielt (kannte ich noch nicht, aber macht viel Spaß) und ich musste ihr versprechen, dass wir uns morgen früh vor meiner Abreise noch sehen. Fühlt sich ein bisschen an wie der Seemann, der im Morgengrauen auf der MS Hoppetosse in See sticht und nicht weiß ob er sein Mädchen jemals wieder sieht.

Ab morgen dann Heimreise, deren Verlauf noch etwas in den Sternen und Wolken steht. Die Wettervorhersagen sind entweder unklar oder gleich uneins, man redet von leichten Schauern hie und da bis zu 100% Regenwahrscheinlichkeit. Da das Glaubhafteste bisher noch war, es sei bis morgen Nachmittag halbwegs trocken, soll der Drahtesel zeitig gesattelt werden und die Sporen ihn so schnell als möglich Donau aufwärts treiben. Mindestens bis Deggendorf, bei anhaltender Trockenheit wieder bis Straubing. Und dann… keine Ahnung… mal abwarten, was das Wetter macht. Optionen gibt es einige, irgendwie vertraue ich darauf, dass ich die heimatlichen Gestade in diesem Leben noch erreichen werde. Auf auf, das Abenteuer ruft!

Zurück