Tag 9: On the Rad again

Einmal noch Frühstücken in Passau, dann die Sachen packen, den Berg runter und ab auf den Donauradweg. Es fällt schwer zu glauben, dass seit dem letzten Aufenthalt in der Drei-Flüsse-Stadt nur 6 Tage vergangen ist, so vieles gab es seitdem zu sehen und zu hören. Die gleichen Straßen zu fahren, um die gleichen Ecken zu biegen und dann den gleichen nahezu leeren Radweg vor sich zu haben, hat etwas beruhigendes. Tief durchatmen, losrollen und das bei-sich-Sein genießen.

Der Himmel zeigte sich größtenteils grau, bis auf ein paar wenige Regentropfen blieben ich und die wenigen anderen Radler aber von Unheil verschont. Insgesamt also etwas weniger idyllisch als auf der Hinfahrt aber keinen Deut weniger schön. Ruhe, Alleinsein, grüne Büsche und Bäume, die breite Wasserstraße kommt mir langsam entgegen und flüstert mir immer wieder ihr „einfach fließen lassen“ ins Ohr. Nein, ich hab nix geraucht und bin auch nicht in die Fänge eines Sektenführeres geraten, es sind einfach ein paar sehr intensive Erlebnisse. Äußerlich ziemlich unspektakulär, genau deswegen bleiben aber so viel Zeit und Raum zum Nachdenken und –spüren. Ein paar text- und bildliche Impressionen der heutigen gut 90 Kilometer: Vilshofen hat einen Flugplatz, in Pleinting heulen die Sirenen, der schwarze Hund von Hengersberg, 10.000 Liter Gülle, Stautobahn, Deggendorf-Notarzt, Nachtschneckenmatsch

In manchen Momenten fragt man sich, wer da schützend die Hand über einen hält. Oder welchem Götzen man unbewusst etwas geopfert hat, dass das Schicksal sich so umsichtig verhält. Weil der Wetterbericht für heute Nachmittag in und um Straubing Regen gemeldet hat, ging es heute schon 20 nach acht in Passau los und unterwegs gab es keine wirkliche Pause. Nur ein paar kurze Stops, um Zucker und Flüssigkeit nachzuschieben. Ankunft in Straubing deshalb schon kurz vor zwei Uhr, aus Bequemlichkeit (und weil es sich zuzog) direkt zur gleichen Pension wie letzte Woche und geklingelt. Ich hab gerade eben noch den Betreiber erwischt, er stand schon in Mantel und Degen an der Tür und wollte das Haus und alle darin befindlichen Gäste für zwei Stunden sich selbst überlassen. Ein paar freundlich Sätze gewechselt, ein deutlich schöneres Zimmer als beim letzten Besuch bekommen (für den gleichen Preis) und dann die Taschen von unten geholt. Und ehrlich, ich schwöre beim Barte meines Großvaters: Ich hatte die Taschen grade eben fallen lassen, mein Blick glitt zum Fenster, und was sehen meine leicht erschöpften Augen? Es gießt wie aus Kübeln! Punktlandung. Na geht doch, Straubing.

Insgesamt könnte das Wetter aber einen kleinen Strich durch die Rechnung machen, wenn sich die Vorhersagen denn bewahrheiten. Morgen dürfte kein Problem sein, auf allen potenziellen Stationen bis hin zu Dietfurt sollte der Regen durch dezente Zurückhaltung kaum von sich reden machen. Für Donnerstag sieht’s aber nicht gut aus. Leider stellt Wasser (außer das in Donau und Kanal) ein echtes Ausschlusskriterium dar, da das Rad keine Schutzbleche hat und der Rucksack nicht wasserdicht ist. Ein paar Tropfen sind kein Thema, stundenlanger Dauerregen schrecken aber doch etwas ab. Zum echten Abenteurer fehlt mir eindeutig das angemessene Equipment. Der angestrebten Spontaneität entgegen steht die Tatsache, dass die Netzabdeckung der Deutschen Bahn noch deutlich unter der von E-Plus liegt, einfach drauf los fahren und bei akutem Wolkenbruch auf die Schiene ausweichen ist auch keine Option. Vielleicht endet die bizyklische Fortbewegung also deutlich früher als gedacht und erhofft, dafür aber ohne dramatische Wasserschäden. Auch gut, dann schaff ich es morgen noch rechtzeitig zu „Die strengsten Eltern der Welt“ nach Hause…

Zurück